Schon lange war es ein großer Traum von uns einmal nach Japan zu reisen, und das nicht nur weil wir gerne Murakami lesen, sondern um endlich mal in diese in fast allen Belangen andere Kultur einzutauchen.In diesem Jahr setzten wir diesen Traum in die Wirklichkeit um und besuchten Japan knapp drei Wochen lang von Ende Februar bis Mitte März.
Ich wollte in der Zeit natürlich so oft wie möglich die Chance nutzen ostasiatische Vögel zu beobachten und diese, wenn es irgendiwe ging, bestmöglich zu fotografieren. Das war manchmal etwas schwierig alles unter einen Hut zu bringen, aber ich finde uns beiden ist das ganz gut gelungen 🙂
Der erste Teil meiner kleinen Blogtrilogie über Vogelbeobachtungen in Japan, handelt von der ersten Woche, die wir ausschließlich in Tokyo verbracht haben, einer 10 Millionen-Menschen-Stadt, wenn man nur den reinen Stadtbezirk einbezieht!!! 35 Millionen mit allen Randbezirken, Wahnsinn!
Nach der langen strapaziösen Anreise und der 1. Nacht hörte ich morgens nach dem Aufstehen ein mir unvertrautes lautes Trillern mit leicht frechen Zieeeh-geräuschen. Ich lugte aus dem Fenster und da saß er, ein freches Kerlchen, dass ich ab diesen Tag fast täglich sah oder hörte, den „Brown eared Bulbul“ – (Hypsipetes amaurotis) oder auf Deutsch Orpheusbülbül. Die Art ist relativ scheu, außer wenn sie sich gerade an Kirsch- oder Pflaumenblüten labt.
Orpheusbülbül
Halsbandsittich
Weißwangenstare
Japanischer Brillenvogel
Rotflügeldrossel
Buntmeise
Braunkopfmöwe
Dickschnabelkrähe
Japanmöwe
Maskenammer
Die ersten beiden Tage verbracht wir viel mit U-Bahn fahren, durch Menschenmengen schlendern bzw. die Hacken blutig laufen^^ und dem allgemeinen Zurechtkommen in jeder Hinsicht. Am dritten Tag fuhren wir dann mal in den für Tokyoter Verhältnisse „ruhigen“ Ueno-Park. Dort blühten schon ein paar Kirschbäume und was sahen meine kleinen verschlafenen Augen da: etliche Halsbandsittiche, welche die frischen Blüten wegknabberten. Wären da nicht die Bülbüls, die Dickschnabelkrähen und jede Menge Japaner gewesen, ich hätte fast gedacht ich bin in Wiesbaden 😉 Weiter ging‘s durch den Park und als nächstes begegnete uns eine hastig über zertretene Rasenstücke flitzende Rotflügeldrossel, die ein für meinen Geschmack sehr hübsch gefärbtes Gefieder besitzt. Ich war entzückt, doch die nächste Begegnung lies mein Herz höher schlagen. Zunächst begegneten uns aus Deutschland bekannte Arten, viele Bergfinken, jede Menge Turteltauben (fand ich ungewöhnlich in Schland werden die langsam zur Rarität), Kohlmeisen und Feldsperlinge. Mit dem Fernglas suchte ich die weiteren Bäume ab und dann sah ich einen Trupp aus grünen und sehr quirligen Kleinvögeln, da waren sie: die Japanischen Brillenvögel, eine Art die ich mir schon vorher ausgemalt hatte zu sehen. Nichts wie in die Nähe um ein Bild zu machen. Der Rückweg führte an einem nach Eierpups stinkenden angelegten See vorbei, wo sich Vertreter der Braunkopf- und Japanmöwe recht kooperativ im harten Mittagslicht abwechselnd auf einen Steinpfeiler setzten.
Der nächste naturnahe Ausflug ging in den im japanischen Stil angelegten Gyoen Park im Stadtteil Shinjuku. Hier begegneten uns schon mittlerweile kennengelernte Arten wie Rotflügeldrosseln oder Brillenvögel. Neu hinzu kam Buntmeise, Maskenammer, Bachstelze (M. alba lugens), der Kizukispecht und Weißwangenstare, die später relativ häufig auftauchen sollten (sogar auf Mini-Verkehrsinseln zwischen 8-spurigen Straßen).
Die Wanderung auf den Tokyoter Hausberg „Takao“ brachte zwar ornithologisch keine „neuen“ Funde aber wir glaubten ein Flughörnchen gesehen zu haben. Außerdem wurden wir mit einem einem sagenhaften Ausblick von der Bergkuppe belohnt, bewunderten Wahnsinns Tempelanlagen, genossen leckere Dangos (kleine süßen Klöße, die aus Reis hergestellt werden und mit Soja bestrichen werden) und erlebten, weil dort relativ wenige Menschen unterwegs waren, eine wirklich schöne Rückwanderung durch Zedern- und Bambuswald .
Als Fazit der Tokyo Woche muss ich aus ornithologischer Sicht sagen, dass ich schon etwas überrascht war überhaupt einige Vogelarten in dieser Riesen-Mega-Stadt beobachten zu können. Im Wald war es jetzt nicht so üppig, aber das lag mit Sicherheit auch an der Jahreszeit und der Höhenlage, wo es in derartigen Lebensräumen dann nicht viel essbares für die Tierchen gibt.
Im nächsten Teil geht es dann um Oiso und Kamakura an Japans Pazifikküste genauer in der Sagami Bucht und ich versuche mich dann etwas kürzer zu fassen. 😉 Die Bildqualität wird dann hoffentlich steigen^^